Flamenco Vivo am Silvesterabend in der Passionskirche

Ein Silvesterabend in der Passionskirche in Berlin mit Flamenco Vivo.

Die Gruppe Flamenco Vivo “lebendiger Flamenco” oder “ich lebe Flamenco” ist in der Kreuzberger Passionskirche aufgetreten. Weltkonzerte Berlin hat das Konzert organisiert. Die fünf Künstler, Cayetana de Ronda und Simone Abrantes (Tanz), Carmen Celada (Gesang), Azusa Krist (Violine) und Georg Kempa (Gitarrist), sind ein hochkarätiges internationales Ensemble, welche mit ihrer Darbietung am Silvesterabend in der Passionskirche für Standing Ovations sorgten.

Flamenco ist ein ausdrucksstarker Tanz- und Musikstil und stammt überwiegend aus der spanischen Region Andalusiens, aber auch Murcias und Madura. Flamenco gilt als universelle Kunst und wurde seitens der UNESCO im Jahr 2010 zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt.

Carmen Celada erzählt von einer typisch spanischen Tradition zu Silvester:

Um Mitternacht wird in Spanien das alte Jahr mit zwölf Glockenschlägen verabschiedet. Wenn die Glocke am Königlichen Postamt in Madrid läutet, heißt es, dass man jedes Mal, wenn die Glocke läutet, eine Traube isst. Jede einzelne Traube repräsentiert einen Wunsch für jeden Monat des kommenden Jahres. Der Glockenschlag dauert jeweils drei Sekunden, d. h., du hast genau 36 Sekunden Zeit, alle zwölf Trauben aufzuessen. Wer es schafft, die Trauben in dieser Zeit zu essen, dem soll Glück und Erfolg im neuen Jahr beschert werden. “Auch mein Mann macht die Tradition seit zwanzig Jahren mit”, lachte Celada.

Rhythmus, das richtige Timing sowie eine Art Improvisation, ohne dass es auffällt, genau das braucht es, um Flamenco zu leben. An dem Abend (er)lebte ich Flamenco. Das Publikum spürte die Leidenschaft, die von jedem einzelnen Künstler zum Vorschein trat.   

Passionskirche Berlin | Flamenco Vivo 31.12.22, Photo: Leyla Dirim
Flamenco Vivo | Passionskirche, 31.12.2022
Zuschauer:innen
Zuschauer:innen
Flamenco Vivo
Flamenco Vivo

Das eingespielte Ensemble begeisterte mich mit ihrer Musik, mit ihrem Tanz, mit ihrer Leidenschaft für ein in der Musiklandschaft weitestgehend unterrepräsentiertes Genre. Dabei ist Flamenco überall auf der Welt verwurzelt. Carmen Celada stellte ein Stück vor, welches arabischer Herkunft ist. Die beiden Tänzerinnen Cayetana de Ronda und Simone Abrantes tanzten zunächst einzeln, anschließend synchron auf der Bühne. Die Akustik in der ausverkauften Passionskirche war so gut, dass der Applaus echoartig zurück hallte.

Viele wissen nicht, dass die iberische Halbinsel knapp 800 Jahre lang von den Mauren beherrscht wurde. Aus den Geschichten können wir erahnen, wie viele Spuren hinterlassen wurden. Glücklicherweise auch positive Einflüsse. Je mehr man über Flamenco erfährt, und an diesem Silvesterabend erfuhr ich dank der Künstler so vieles, desto mehr ist man ein Teil davon. Die vier Künstlerinnen verabschiedeten den Künstler Georg Kempa für einen alleinigen Auftritt mit A cappella Gesang in Begleitung der Kastagnetten. Auch das seidig fransige weiße Mantón de Manila (Manila Tuch) wurde in einem leidenschaftlich temperamentvollem Stück eingesetzt, vorher wurde das Publikum u.a. über Improvisation, Cante und Rhythmus aufgeklärt und der Künstler durfte mittlerweile auch wieder auf die Bühne. 

Blick auf die Bühne
Flamenco Vivo | Passionskirche Berlin, 31.12.2022

Ich wünsche allen ein erfolgreiches, gesundes, neues und selbstverständlich glückliches musikalisches Jahr.

Leyla Dirim

Berlin, 01.01.2023

https://www.instagram.com/lyladirim/?hl=de